Bin ich wichtig für dich? Wie kann ich einwurzeln?

tragen – zuwenden – schätzen – verwurzeln – sich darüber freuen

 

Bindung schafft die Voraussetzungen für das Wachstum der Persönlichkeit. Ohne Beziehungen kann der Mensch sich nicht in gesunder Weise entwickeln und ohne Bindungen wird auf Dauer auch keine wirksame Erziehung möglich sein. J. Kentenich reagiert damit auf eine der dringendsten Herausforderungen seiner – und unserer – Zeit: Auf Wurzellosigkeit und Entscheidungsunfähigkeit.

Nach seinen Beobachtungen fehlen Bindungen auf allen Ebenen unserer Gesellschaft, weil wir zu wenig verstehen, tragfähige Beziehungen aufzubauen. Darüber hinaus wird Freiheit oft als maximale Unabhängigkeit missverstanden. Es gilt, neu Wege zu suchen, gesunde Bindungen in Freiheit aufzubauen. Dabei ist es wichtig, Verkrampfungen, die krankhafte Abhängigkeiten verursachen, zu erkennen und zu lösen. Am intensivsten beschäftigt sich heute die Forschung der kollektiven Intelligenz mit diesem Bereich, deren Ergebnisse in aktuellen Führungstheorien, in der Pädagogik, Soziologie, und Psychologie verwendet werden. Mit Bindungen sind unsere Wurzeln gemeint, unser gesamtes Beziehungsnetz: Unsere Gewohnheiten, Kontakte, Kulturen, Nationen, Gemeinschaften, Freundschaften, Familie. Bindungen schaffen eine innere Atmosphäre und diese gibt Stabilität in einer permanent sich verändernden Umwelt. J. Kentenich zitiert des Öfteren im Zusammenhang von Bindungs- und Liebespädagogik Don Bosco:

„Erzieher sind Liebende, die nie von ihrer Liebe lassen.”

 

Es geht nicht nur darum, nur die rechte Bindung an Personen zu lehren, sondern auch an Orte, Dinge, Ideen, Gedanken, Glauben. Diese ideellen Bindungen entwickeln sich nicht automatisch. Wenn sie fehlen, wird der Mensch in der Massengesellschaft hin und her getrieben. Nach G. M. Boll ist das Fehlen der Bindung: „ein schizoides Phänomen, die zuerst eine emotionale Kälte, dann aber die kognitive Krise des modernen Menschen bewirkt.“

Beziehungsfähigkeit lässt im Menschen ein Netz, ein Gewebe entstehen, das ihn tragfähig macht in den Wachstumsprozessen, die notwendiger Weise Veränderungen, Spannungen und auch Krisen mit sich bringen. Geben wir also unseren Kindern eine Heimat.

Die Bindungspädagogik zeigt Gesetzmäßigkeiten und Wege, wie eine Beziehung – in Freiheit - aufgebaut werden kann an die Umgebung - in Anpassung an die jeweilige Entwicklungsphase.

Dr. Pécsi Rita, Ungarn